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Evaluation von Barrieren und Förderfaktoren der Implementierung eines Online-Patient*innenportals in psychiatrischen Krankenhäusern – eine Pilotstudie

Akronym: ENROLL

Träger/ Förderer

Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

Projektlaufzeit

Juni 2024 bis Mai 2025

Projektleitung/Konsortialführung

Prof. Dr. med. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank

Konsortialpartner

Laura Kuhlmann, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Gesellschaft für digitale Gesundheit GDG mbH (GDG)

Mitarbeitende

Dr. Isabelle Reinhardt (Operative Projektleitung)
Lena Oster (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Laura Isabell Thomas (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Weitere Projektpartner

Franz-Josef Wagner, 1. Vorsitzender des Bundesnetzwerk Selbsthilfe Seelische Gesundheit (NetzG)
Reinhard Belling, Geschäftsführer Vitos gGmbH (Holding)
Prof. Dr. med. Michael Franz, Vitos Klinik Gießen/Marburg
Prof. Dr. med. Florian Metzger, Vitos Klinik Haina
Prof. Dr. med. Dieter Braus, Vitos Klinik Rheingau

Das Projekt ENROLL wird durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert und zielt auf die Erfassung von Barrieren und Förderfaktoren bei der Implementierung der Patient*innenplattform (Online-Plattform) Curamenta ( www.curamenta.de ) in drei psychiatrischen Krankenhäusern. Grundlage sind Nutzungsdaten und Erhebungen der Erfahrungen der ersten Nutzer*innen des Portals (Professionelle und Patient*innen). Die Projektlaufzeit ist von Juni 2024 bis Mai 2025.

Die Implementierung digitaler Anwendungen im psychiatrischen Krankenhausalltag bleibt trotz wissenschaftlicher Evidenz hinter den Erwartungen zurück. Mit Hilfe verschiedener Methoden werden quantitative Nutzungsdaten analysiert sowie Patient*innenbefragungen und qualitative Interviews mit Behandler*innen durchgeführt. Aus den quantitativen und qualitativen Ergebnissen sollen strukturiert Handlungsempfehlungen generiert werden, die bei der Implementierung von Online-Plattformen in psychiatrisch-psychotherapeutischen Kliniken allgemein beachtet werden sollten.

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Hintergrund

Trotz zunehmender wissenschaftlicher Nachweise von Wirksamkeit und Nutzen digitaler Anwendungen (Philippe et al., 2022; Andersson et al., 2019; Carlbring et al., 2018) bleibt die Implementierung dieser Anwendungen in der psychiatrisch psychotherapeutischen Routineversorgung hinter den Erwartungen zurück (Weitzel et al., 2023; Kip et al., 2020). Insbesondere im psychiatrischen Krankenhausbereich wird das Potenzial der internetbasierten Anwendungen wenig ausgeschöpft (Bass et al., 2023; Uribe Guajardo et al., 2022). Elektronische Patient*innenportale ermöglichen verschiedene digitale Anwendungen wie Terminvereinbarung, Bereitstellung von Dokumenten, Fragebögen oder digitalen Gesundheitsanwendungen und die Kommunikation mit Behandlern und/oder Dritten.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass verschiedene Barrieren bei der Umsetzung von diesen internetbasierten Anwendungen im klinisch-psychiatrischen Kontext existieren, z. B. mangelnde Qualifikation, Schulung und Supervision des Personals sowie technische, organisatorische und administrative Faktoren (Bass et al., 2023; Drozd et al., 2016). Bislang fehlt es vielen klinischen Fachkräften im Bereich der Krankenhäuser an praktischer Erfahrung mit der Online-Versorgung im Bereich der psychischen Gesundheit (Sander et al., 2022). Die Kluft zwischen der Entwicklung wirksamer internetbasierter Anwendungen für psychische Störungen und der Bereitstellung und Nutzung dieser Angebote in der Routineversorgung ist daher groß. Die Implementierungsforschung zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen (Proctor et al., 2009). Hier schließt das geplante Projekt zur Evaluation der ersten Schritte der Implementierung der Online Plattform Curamenta an.

Studiendesign und Zielpopulation

Das Vorhaben des Projekts ENROLL soll die Erfahrungen der bisherigen Nutzer*innen (Patient*innen und Behandler*innen) der Plattform Curamenta in drei psychiatrischen Kliniken aus einem der beteiligten Klinikverbünde (Vitos-Klinikverbund) systematisch erfassen. Das Projekt besteht aus mehreren Arbeitspaketen (AP).

Zum einen (AP2) werden Curamenta Nutzungsdaten (z. B. Log-Daten) aller Nutzer*innen im Erhebungszeitraum von drei Monaten anonymisiert analysiert. Desweiteren (AP3) sollen Patient*innen mit Hilfe von Fragebogenerhebungen sowie (AP4) Behandler*innen mittels leitfadengestützter Interviews zu ihren bisherigen Erfahrungen und Einstellungen gegenüber Online-Anwendungen im Generellen und in Bezug auf Curamenta befragt werden.

Aus den Ergebnissen der Arbeitspakete AP2-AP4 (Befragungen und Nutzungsdaten) sollen in einem strukturierten Verfahren (AP5) Handlungsempfehlungen für die Implementierung von digitalen Patient*innen-Portalen generiert werden. Hierfür wird jede Handlungsempfehlung durch Expert*innen anhand verschiedener Dimensionen eingeschätzt.

Aktueller Stand des Projekts

Das Projekt ist im Juni 2024 gestartet.

Referenzen

Andersson G, Carlbring P, Titov N, et al. Internet interventions for adults with anxiety and mood disorders: a narrative umbrella review of recent meta-analyses. Can J Psychiatry 2019; 64(7):465–470. DOI:10. 1177/ 07067 43719 839381

Bass E, Garabrant J, Salyers MP, et al. eHealth Use on Acute Inpatient Mental Health Units: Implementation Processes, Common Practices, and Barriers to Use. Adm Policy Ment Health. 2023 Jul;50(4):603-615. DOI:10.1007/s10488-023-01262-1

Carlbring P, Andersson G, Cuijpers P, et al. Internet-based vs. face-to-face cognitive behavior therapy for psychiatric and somatic disorders: an updated systematic review and meta-analysis. Cogn Behav Ther 2018:47(1):1–18. DOI:10.1080/ 16506073.2017.1401115

Drozd F, Vaskinn L, Bergsund HB, et al. The implementation of internet interventions for depression: a scoping review. J Med Internet Res 2016. DOI:10ß.2196/jmir.5670

Kip H, Wentzel J, Kelders SM. Shaping Blended Care: Adapting an Instrument to Support Therapists in Using eMental Health. JMIR Ment Health 2020;7(11):e24245, DOI:10.2196/24245

Philippe TJ, Sikder N, Jackson A, et al. Digital Health Interventions for Delivery of Mental Health Care: Systematic and Comprehensive Meta-Review JMIR Ment Health 2022;9(5):e35159 URL: https://mental.jmir.org/2022/5/e35159

Proctor EK, Landsverk J, Aarons G, et al. Implementation Research in Mental Health Services: an Emerging Science with Conceptual, Methodological, and Training challenges Adm Policy Ment Health. 2009. DOI:10.1007/s10488-008-0197-4

Sander J, Bolinski F, Diekmann S, et al. Online therapy: an added value for inpatient routine care? Perspectives from mental health care professionals. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci. 2022. DOI:10.1007/s00406-021-01251-1

Uribe Guajardo MG, Baillie A, Louie E, et al. The evaluation of the role of technology in the pathways to comorbidity care implementation project to improve management of comorbid substance use and mental disorders. Journal of Multimorbidity and Comorbidity. 2022;12. DOI:10.1177/26335565221096977

Weitzel EC, Schwenke M, Schomerus G, et al. E-mental health in Germany - what is the current use and what are experiences of different types of health care providers for patients with mental illnesses? Arch Public Health. 2023:17;81(1):133. DOI:10.1186/s13690-023-01150-y

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