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S3-Leitlinie Psychosen mit komorbider substanzbezogener Störung (LL-KoPsS)

Träger/Förderer

Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)

Projektlaufzeit

10/2022 bis 03/2025

Projektleitung

Prof. Dr. med. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank

Projektteam

Prof. Dr. med. Jürgen Zielasek (Wissenschaftlicher Koordinator)
Dr. Isabell Lehmann (Operative Projektleitung)
Hanna Betzing (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Hannah Liebermann-Jordanidis (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Projektbeschreibung

In dem Projekt wird eine wissenschaftliche medizinische Leitlinie für Menschen mit Psychosen und komorbider Suchterkrankung entwickelt. Die Leitlinie wird unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht; www.dg-sucht.de ) und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN; www.dgppn.de ) als S3-Leitline der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) entwickelt.

Menschen mit Psychosen (worunter psychische Erkrankungen zu verstehen sind, die mit Wahn und Halluzinationen einhergehen, z.B. eine Schizophrenie oder eine manisch-depressive Erkrankung) haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung und auch im Vergleich zu Menschen mit anderen psychischen Erkrankungen deutlich häufiger eine Suchterkrankung („Komorbidität“). In der klinischen Versorgung von Menschen mit dieser Komorbidität entstehen häufig schwierige Fragen, z.B. welche Therapie in einer bestimmten klinischen Situation am besten wirksam ist. So stellt sich hier beispielsweise die Frage, welche Medikamente, die gegen eine Psychose wirksam sind, bei Menschen, die auch eine Suchterkrankung aufweisen, am besten geeignet sind. Der Begriff der Suchterkrankung wird in der Leitlinie sehr breit definiert und konzentriert sich auf die stoffgebundenen Suchterkrankungen. Dazu zählen unter anderem die in der Bevölkerung sehr häufigen Suchterkrankungen, die durch Alkohol oder Cannabis bedingt sind. Da diese Erkrankungen häufig schon im Jugendlichenalter beginnen, bezieht sich die Leitlinie nicht für auf Erwachsene, sondern auch auf Jugendliche. In der Leitlinienentwicklung sind daher neben Psychiater*innen und Psycholog*innen auch Kinder- und Jugendlichenpsychiater*innen und –psychotherapeut*innen vertreten. Auf der Professionellenseite sind neben diesen klinisch Tätigen auch alle anderen wichtigen Berufsgruppen wie Vertreter*innen der Krankenpflegeberufe, von künstlerischen Therapie, der Ergotherapie und der Sozialarbeit vertreten.

Was ist eine Leitlinie

Leitlinien sind Instrumente der Qualitätssicherung in der Versorgung bestimmter Patient*innengruppen. Sie sind Elemente der evidenzbasierten Medizin. Ein Verzeichnis der aktuell verfügbaren Leitlinien der AWMF finden Sie unter www.awmf.org .

Leitlinien sollen in der alltäglichen medizinischen Versorgung eingesetzt werden und eine Verbesserung der Versorgungsqualität bewirken. Ihre Entwicklung erfolgt auf Basis bereits vorhandener wissenschaftlicher Studien im Konsens von Betroffenen, ihren sozialen Bezugspersonen, und Professionellen. Leitlinien enthalten konkrete, wissenschaftlich begründete Empfehlungen für spezifische klinische Versorgungssituationen.

Wie läuft die Leitlinienentwicklung ab?

Die Entwicklung der Leitlinie erfolgt in Zusammenarbeit mit der AWMF mit einer Vielzahl von wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Berufsverbänden sowie Betroffenen- und Angehörigenverbänden in Deutschland. Die Leitlinie wird auf dem höchsten methodischen Entwicklungsniveau als „S3“-Leitlinie erstellt, was bedeutet, dass die Leitlinienempfehlungen in einem regel- und evidenzbasierten, formal hochgradig strukturierten Konsensusprozess entwickelt werden (nähere Informationen unter https://www.gesundheitsinformation.de/was-sind-leitlinien.html und im Leitlinien-Regelwerk der AWMF ( www.awmf.org )).

Die Grafik zeigt den Zeitplan von der Entwicklung bis zur Veröffentlichung der Leitlinie Komorbidität Psychose und Sucht.
Abbildung 1: LL-KoPsS Zeitplan
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Das LVR-Institut für Versorgungsforschung stellt das Leitlinienbüro mit finanzieller Unterstützung durch den Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss. Das Leitlinienbüro koordiniert den Prozess der Leitlinienentwicklung, recherchiert und bewertet die wissenschaftlichen Studien, und steuert den Prozess der konsens- und evidenzbasierten Entwicklung von spezifischen Handlungsempfehlungen durch themenspezifische Arbeitsgruppen. Die daraus resultierenden Empfehlungen stellen den Kern der späteren Leitlinie dar. In einem komplexen und strukturierten Prozess beraten und konsentieren Betroffene, Angehörige und Professionelle diese Handlungsempfehlungen. Die Leitlinie wird im Jahr 2025 kostenlos im Internet verfügbar sein und enthält neben den Handlungsempfehlungen auch die tragenden wissenschaftlichen Gründe für die Empfehlungen sowie Detailinformationen zum Entstehungsprozess der Leitlinie, sodass der Entwicklungsprozess und die Ergebnisse allgemein verfügbar und transparent sind.

Wem hilft die Leitlinie?

Die Leitlinie richtet sich in erster Linie an klinische Tätige, die sich anhand der Leitlinie über den aktuellen Stand der Wissenschaft und über evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen zu klinischen Entscheidungen informieren möchten. Damit soll eine hohe Qualität der Versorgung gewährleistet werden: eine leitliniengerechte klinische Therapie basierend auf wissenschaftlicher Evidenz. Uneffektive und damit unnötige Diagnostik wird vermieden, Therapien mit einem besonders günstigen Nutzen-Risiko-Verhältnis werden besser erkennbar. Neben den in der Versorgung klinisch Tätigen profitieren auch die Betroffenen und ihre sozialen Bezugspersonen: Für diese Gruppen wird auf der Basis der S3-Leitlinie eine spezielle Patient*innenleitlinie erstellt, die in etwas verkürzter Form die wichtigsten Handlungsempfehlungen und ihre Begründungen in einer für Patient*innen und ihre Angehörigen leicht verständlichen Form darstellt.

Bei Fragen zum LL-KoPsS Projekt erreichen Sie uns unter LLKOPSS@lvr.de.

Kontakt

LVR-Institut für Versorgungsforschung
c/o LVR-Klinik Köln
Wilhelm-Griesinger-Straße 23
51109 Köln
IVF@lvr.de

LVR-Institut für Forschung und Bildung (IFuB) / Sparte Bildung
Kölner Str. 82 / 30
40764 Langenfeld
astrid.hessel@lvr.de