Verhaltenssüchte: Wenn Verhaltensweisen zur Sucht werden
Kurs 36/19
Das Zitat von Gebsattel aus dem Jahr 1954 „Jede Richtung des menschlichen Interesses vermag süchtig zu entarten…“ weist auf eine Ausdehnung des Suchtbegriffs auf stoffungebundene Süchte hin. Exzessiv belohnende Verhaltensweisen, die zwanghaft wiederholt werden, die die Kriterien einer Abhängigkeit erfüllen, begegnen uns in der Behandlung alkohol- und drogenabhängiger Menschen häufig.
Die Regulation von Stress, von Stimmungen/Gefühlen wird verschoben auf einen starken Verhaltensdrang und eine ständige gedankliche Beschäftigung mit diesem und dem gewünschten Reiz. Oftmals scheint eine angemessene Suchtbehandlung unter diesen Umständen erheblich erschwert, da nicht offen mit den jeweiligen „Ersatzhandlungen“ umgegangen werden kann. Die Handlungs- und Entscheidungsfreiheit wird mehr und mehr eingeschränkt und die exzessive Ausübung aktiviert dieselben Belohnungszentren im Gehirn und führt zu ähnlicher Symptomatik wie bei einer Substanzsucht (dopaminerges System). Die Ersatzhandlungen nehmen verstärkt Raum im Leben abhängigkeitserkrankter Menschen in Anspruch und kollidieren damit mit sozialen und beruflichen Interessen. Folgen können Isolation, Rückzug, Suizidgefährdung und Verwahrlosung sein und nicht selten ein Rückfall in die stoffgebundene Sucht. Das Abhängigkeitspotential, die Gesundheitsrisiken und soziale wie berufliche Folgen der Verhaltenssüchte stehen denen substanzbezogener Süchte in nichts nach.
Im Seminar beschäftigen wir uns mit mehreren „Verhaltenssüchten“ und legen besonderen Fokus auf Sex- und Internetpornosucht/Cybersexsucht. Es werden epidemiologische Daten, Besonderheiten in der Diagnostik und Behandlungswege mit Übungen vorgestellt.
Methoden
Kurzvortrag, Diskussion, Gruppenarbeit
Zielgruppe
Mitarbeiter*innen aller Berufsgruppen
(Typ A, s. Hinweise: Platzkontingente)
Referentin
Viktoria Kerschl, Diplom Psychologin, Psycho-, Sucht- und Traumatherapeutin
Wissenschaftliche Leitung
Gudrun Gorski
Termin
14.05. - 15.05.19
Ort
Solingen
Kosten
Kursgebühr € 200,-
Anmeldeschluss
15.03.19
Hinweise
CME: 14 Punkte
Freiwillige Registrierung (10 Punkte für Pflegende)
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